Grätu-Cup 2024
Am 4. und 5. Mai führt der Gränichen STV seinen traditionellen Wettbewerb durch
Roger Meier, Martin Bieri und Roger Wintsch (v.l.) begleiten mit ihrem Verein Ufstah Menschen mit Handicap zurück in ein lebenswertes Leben. zvg
Menschen mit Handicap zurück in ein lebenswertes Leben führen – dieses Ziel verfolgt der 2018 gegründete Verein Ufstah mit Sitz in Suhr. Dass dies durchaus möglich ist, beweist die Geschichte von Gründungsmitglied Martin Bieri, dem ersten und soweit bekannt derzeit einzigen Fahrlehrer in der Schweiz mit Handicap.
Suhr Dass der Verein Ufstah gegründet wurde, ist einem Schicksalsschlag geschuldet: «Im Rahmen meiner Funktion als Präsident des Aargauer Fahrlehrerverbands kam ich seinerzeit mit Martin Bieri in Kontakt», erinnert sich Roger Wintsch zurück. «Er hatte infolge eines Motorradunfalls im Sommer 2015 ein Arm und ein Bein verloren.» Seinen bisherigen Beruf als Maler musste Martin Bieri aufgeben und fasste noch während seiner Zeit in der Rehaklinik einen neuen Berufswunsch ins Auge: Fahrlehrer.
«Nirgendwo ist in einem Reglement festgehalten, dass man nur dann Fahrlehrer werden kann, wenn man alle vier Gliedmassen besitzt», bringt es Roger Wintsch auf den Punkt. In der Rehaklinik Bellikon haben sich die beiden Männer getroffen, wo Roger Wintsch die Fähigkeiten von Martin Bieri in Augenschein nahm – mit Erfolg: Der Geprüfte erhielt ein Attest und somit die Möglichkeit, die Fahrlehrerschule zu besuchen. Seit Ende März letzten Jahres ist Martin Bieri der erste und soweit bekannt einzige Fahrlehrer der Schweiz mit Handicap.
Die positive Lebenseinstellung von Martin Bieri beeindruckte damals auch Roger Meier, ein Kollege von Roger Wintsch. Angetrieben von der Motivation, handicapierten Menschen auf dem Weg zurück ins Leben zur Seite zu stehen, gründete das Trio Ende 2018 den Verein Ufstah. Dieser stützt sich auf drei Säulen: motivierende Filme, persönlichen Austausch und die Idee, dass Betroffene Hilfe von anderen Betroffenen erhalten. «Die motivierenden Filme porträtieren Menschen mit Handicap und sollen anderen Mut machen», führt Roger Wintsch aus. Das Wissen, dass man mit seinem Schicksal nicht alleine ist, kommt auch beim persönlichen Austausch mit anderen Betroffenen zum Tragen. «Die dritte Säule zielt darauf ab, dass Menschen, die nach einem Unfall beispielsweise querschnittsgelähmt sind, von uns eine Besuchsperson vermittelt bekommen, der in der Vergangenheit das Gleiche widerfahren ist», erläutert Roger Wintsch. «Jene Person, für die alles neu ist, kann so von den Erfahrungen der Besuchsperson profitieren. Durch diese Besuche sind auch schon Freundschaften entstanden.»
Inklusion ist das Wort der Stunde – doch wie sieht es damit in der Praxis aus? Denn noch immer sehen sich Menschen mit einer Beeinträchtigung oft mit Berührungsängsten konfrontiert. Roger Wintsch unterstreicht dies mit einer Episode, die einem Vereinsmitglied widerfahren ist: «Marianne (Name geändert) mussten aufgrund einer Blutvergiftung beide Arme amputiert werden. Als sie eines Tages auf dem Weg zu einem Termin war, ist ihr auf einmal ihr T-Shirt hochgerutscht. Da sie es selbst nicht zurechtziehen konnte, bat sie eine Passantin um Hilfe, die darauf aber schreiend weggerannt ist.» Inklusion zu fördern und dadurch Berührungsängste abzubauen, sei somit ein weiteres Ziel, dem sich der Verein angenommen hat.
Text Lars Gabriel Meier
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