Regula Neeser
"Nur nichts tun ist falsch": Die Präsidentin des Samaritervereins Schöftland im Interview
Der gemeinnützige Verein Integraenichen setzt sich seit gut acht Jahren für die Integration von geflüchteten Menschen ein. Vom 21. bis 31. März organisiert er in Zusammenarbeit mit dem FC Gränichen und der Bibliothek Gränichen erstmals Aktionstage unter dem Motto «Gemeinsam gegen Rassismus».
Gränichen«Eines unserer Mitglieder nahm letztes Jahr in Reinach AG an einem Aktionstag gegen Rassismus teil, fand das eine mega coole Sache und schlug uns vor, so etwas auch in Gränichen durchzuführen», erzählt Sarah Lutz, Präsidentin des Vereins Integraenichen. «Wir haben das dann im Verein besprochen und es waren alle dafür, neben unserem ‹Daily Business› mal etwas Neues auszuprobieren.» Inspiriert von anderen Aktionstagen gegen Rassismus fragte der Verein den FC Gränichen und die Bibliothek Gränichen an, ob sie mitmachen würden. Dabei stiess er auf offene Ohren und gemeinsam wurde überlegt, was man veranstalten könnte.
Heraus kam ein Freundschaftsspiel mit Spielern des FC Gränichen und geflüchteten Menschen. Und in der Bibliothek findet neben «Geschichten erzählen für Kinder» auch eine Autorinnenlesung von Samira El-Maawi mit anschliessender Podiumsdiskussion statt. Integraenichen führt zudem mit dem Verein Zuvielcourage zwei Workshops zum Thema «Zivilcourage» durch und mit einem gemeinsamen, offenen Essen mit türkischen Spezialitäten finden die Aktionstage ihren Abschluss.
Die Geburtsstunde des Vereins Integraenichen war 2016. Im Rahmen der damaligen Flüchtlingskrise kamen auch in Gränichen geflüchtete Menschen aus Syrien und Afghanistan an. Es wurde für sie eine Unterkunft eröffnet, aber man merkte relativ schnell, dass für die Betreuung dieser Leute die Ressourcen fehlten. Aus der Gränicher Bevölkerung engagierten sich einige privat und setzten ehrenamtlich viele Stunden ein.
Um diese Hilfe besser organisieren und Spenden empfangen zu können, wurde zur Unterstützung der geflüchteten Menschen der Verein Integraenichen gegründet. Finanziert wird er vor allem durch Spenden. Aus Gründungszeiten sind immer noch fünf Vorstandsmitglieder im Verein, die sich mit viel Leidenschaft und Herzblut für die geflüchteten Menschen einsetzen.
«Es gibt zwar vereinzelt kritische Stimmen bezüglich unserer Arbeit. Schlussendlich profitieren aber alle davon, dass die geflüchteten Menschen, die in Gränichen leben, gut integriert werden, unsere Sprache lernen können, Anschlussmöglichkeiten haben und sich so auch ein Leben aufbauen können», erklärt die Präsidentin.
«Sicher sind da und dort Berührungsängste vorhanden, aber viele Einheimische sind auch offen für Begegnungen, etwa beim Offenen Treff oder beim Offenen Essen. Es gibt zudem Leute, die zwar nicht direkt in unsere Projekte involviert sind, uns aber gerne mit der Suche nach Sachspenden helfen oder regelmässig einen Beitrag spenden. Auch das schätzen wir sehr.»
Zum wöchentlichen Deutschunterricht findet immer am Montag im Kirchgemeindehaus in Gränichen ein offener Treff statt, wo alle eingeladen sind, zusammen einen Kaffee zu trinken und sich auszutauschen. So komme zum Beispiel ein älterer Herr, der das Schachspiel liebt, regelmässig vorbei, um mit den geflüchteten Menschen zu spielen oder ihnen das Spiel beizubringen, schildert Sarah Lutz. «Zudem verteilen wir zwei Mal in der Woche Lebensmittel an bedürftige Menschen in Gränichen. Bei einem nahe gelegenen Grossverteiler dürfen wir Lebensmittel aussortieren und mitnehmen.
Drei Mal im Jahr findet ein offenes Essen statt, wo geflüchtete Menschen immer mit grossem Engagement für uns kochen und uns ihre Landesspezialitäten näherbringen.» Grossartig seien auch die persönlichen Unterstützungen einzelner Personen zum Beispiel bei administrativen Angelegenheiten oder beim Bewerbungen schreiben.
«Für uns als Vereinsmitglieder ist der schönste Lohn, dass die geflüchteten Menschen vorankommen, Fortschritte in Deutsch machen, einen Job oder Lehrstelle finden; das alles trägt zur Integration bei», hebt Sarah Lutz hervor. «Die Leute sind glücklich, dass sie auch ihre Selbstwirksamkeit zeigen können. Es sind viele schöne Momente, wenn sie zu uns kommen, strahlen und sich für die Unterstützung bedanken. Und sie bieten oft auch ihrerseits Hilfe an. Schlussendlich ist das alles gewinnbringend für unser Dorf.»
Von Olivier Diethelm
21. März: Geschichten für Kinder, 14.30 Uhr, Bibliothek Gränichen, vorgelesen in verschiednenen Sprachen
22. März: Workshop «Zivilcourage», 9 Uhr, Aula Schule Gränichen, mit Anmeldung
22. März: Fussballmatch, 20 Uhr, Zendermatte, mit Menschen verschiedener Nationalitäten
26. März; Workshop «Zivilcourage», 18.15 Uhr, Aula Schule Gränichen, mit Anmeldung
29. März: Lesung und Podium, 19 Uhr, Bibliothek Gränichen, Samira El-Maawi liest aus ihrem Buch
31. März: Offenes Essen aus der Türkei, 18 Uhr, ref. Kirchengemeindehaus mit Anmeldung
Weitere Infos und Anmeldung: www.integraenichen.ch
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