Ein persönlicher Gewinn
Spannder Anlass «Gesund & freiwillig – warum Freiwilligenarbeit auch mir selbst gut tut»
(v. l.): Lukas Fankhauser (SP), David Kaufmann (Moderator), André Kirchhofer (FDP). Bild: Joel Dreier
Die Wahlen für Zofingens Stadtpräsidium stehen vor der Tür. Analog zu den Stadtratswahlen im Mai veranstaltete der Gewerbeverein Zofingen eine Podiumsdiskussion, welche die beiden Kandidaten auf Herz und Nieren prüfte.
Zofingen Ihre Abwahl sorgte für Aufsehen in der ganzen Region: Christiane Guyer, die seit 2010 im Stadtrat aktiv war und 2022 mit Rekordergebnis das Mandat der Stadtpräsidentin übernahm, verpasste mit haarscharfen 18 Voten ihre Wiederwahl. Nichts weniger als ein Erdbeben im politischen Zofingen – ein solches, das auch den sonst wiedergewählten, bisherigen Stadtrat kalt erwischte. Doch des einen Leid ist des anderen Freud; oder zumindest des anderen Chance, mit innovativen Ideen einen politischen Neustart in der Bezirkshauptstadt zu wagen.
Dafür prädestiniert sieht sich der frisch gewählte Stadtrat André Kirchhofer von der FDP. Er sei mit viel «Elan und Schwung» dabei, wovon sein politischer Palmarès zeuge: Bereits seit 2011 vertritt er die Interessen der FDP im Einwohnerrat, bis März 2021 auch als Präsident der Ortspartei. Seine Vision: ebendiesen Elan und Schwung mit seiner Erfahrung verbinden, um das «Team Zofingen» nach vorne zu bringen.
Nicht weniger geeignet sieht sich auch Kontrahent und «Bisheriger» im Stadtrat, Lukas Fankhauser der Sozialdemokraten. Und ganz alleine scheint er damit nicht zu sein: Im Mai katapultierte der Zofinger Souverän ihn bei den Stadtratswahlen dirket zum Meistgewählten. Diesen Umstand, zusammen mit der plötzlichen Abwahl Guyers, liess ihn erstmals mit dem Stadtpräsidentensitz liebäugeln; viele positive Rückmeldungen aus seinem Umfeld gaben ihm dann den finalen Ausschlag, als Stadtpräsident amten zu wollen.
Es ist mit Abstand das drängendste Thema der Legislatur: die Finanzen. Oder genauer: eine konkrete Strategie, wie mit diesen gehaushaltet wird. Nicht zuletzt, weil Herausforderer Kirchhofer den Stadtrat in der Vergangenheit für das – aus seiner Sicht – Fehlen einer solchen Strategie stark kritisierte. Fankhauser verneint, dass es per se keine Strategie gebe. Gerade bei den Finanzen gebe es schon klare Vorstellungen, die auch schon festgelegt seien. Er ergänzt gleichzeitig, dass man sich nicht zu sehr auf strategische Arbeit versteifen dürfe: Eine hohe Wohnqualität für die Bewohner würde auch zu höheren Steuereinnahmen führen.
Kirchhofer verweist jedoch aus freisinniger Warte auf eine zu geringe Eigenfinanzierung bei dem hohen Investitionsvolumen, das noch auf Zofingen zukommt. Konkret belaufen sich diese in den nächsten zehn Jahren auf 95,5 Millionen Franken (ohne Spezialfinanzierungen), gemäss dem Budget 2026. Dadurch markiert das Jahr 2025 auch ein «Kippjahr», in dem die Stadt vom Vermögen zu Schulden pro Kopf übergehen muss. «En gföhrliche Wäg» sei es daher laut ihm, wie der Stadtrat in seinem Finanz- und Investitionsplan von einer plötzlichen Besserung der Stadtfinanzen ab 2030 ausgehe. Es gelte, Ausgaben genaustens zu kontrollieren, um die Rechnung zu entlasten – nicht zuletzt, um Zofingens Steuerfuss auf gleichem Niveau zu halten. Zumal bei einem Steuerprozent mehr «nur» rund 800'000 Franken zusammenkommen – bei allein 40 Millionen Personalausgaben pro Jahr – ein Tropfen auf dem heissen Stein.
Einig, zumindest im Schlusswort seines Kontrahenten, ist auch Fankhauser. Doch einen Rivalen im Amt des Stadtpräsidenten brauche es laut dem Sozialdemokraten für stabile Finanzen nicht. Zofingen würde keine strukturellen Defizite aufweisen und die Schulden pro Kopf im angemessenen Rahmen halten. Deshalb sind Steuererhöhungen auch für Fankhauser überhaupt kein Thema.
Der Wahlkampf und dessen Ergebnis hin oder her – die beiden Herausforderer treten innerhalb des Stadtrats als Kollegialgremium auf – ein Bild, das in den Augen der Bevölkerung in den letzten Monaten bröckelte. Fankhauser betonte, dass Unstimmigkeiten auf Augenhöhe ausdiskutiert werden müssten, wie es momentan auch schon der Fall sei. Er ergänzt, dass der Stadtrat schon viel mehr als Team zusammengefunden habe – vor allem durch gemeinsame Unternehmungen in der Freizeit.
Für Kirchhofer sei das A und O eine straffe Sitzungsführung mit genau geregelten Redezeiten. Weiter müsse das Konkurrenzdenken aus dem Stadtrat verschwinden. Man müsse sich gegenseitig herausfordern und so den anderen besser machen, statt ihn zu behindern.
Welche Anliegen werden unter den Kandidaten besonders gewichtet? Fankhauser will vor allem in gutem Kontakt stehen – mit der Verwaltung und der Bevölkerung zugleich. In der Verwaltung würde dies heissen, durch guten Austausch die Effizienz und die Zusammenarbeit zu fördern. Zudem will er für die Bevölkerung Augen und Ohren offen halten und somit auch für die kleinen «Sorgen und Nöte» Anlaufstelle sein.
Kirchhofer nennt drei Punkte, die er sich auf die Fahne geschrieben hat: Zum einen möchte der ASTAG-Vizedirektor eine verbesserte Kommunikation – nach innen sowie nach aussen. Zum anderen eine bessere Führung in der Stadtverwaltung. Dies sei auch persönlich an ihn herangetragen worden. Und, natürlich: mehr Strategie. «S'Zauberwort», schmunzelt Kirchhofer. Den Fokus auf das Wesentliche legen und kein Mikromanagement betreiben.
Joel Dreier
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