Andreas von Arx
Der Rothrister Feuerwehr Kommandant im Interview
Vom Felsberg aus kann sich ProSpecieRara ab Anfang 2025 noch wirkungsvoller für
die seltenen Sorten und Rassen einsetzen.
Bild: ProSpecieRara
Die Stiftung ProSpecieRara investiert in die Zukunft und verlegt per Anfang 2025 ihren Hauptsitz von Basel nach Wildegg/AG. Auf dem Felsberg soll ein Hotspot der Biodiversität entstehen, wo auch zukunftsweisende Projekte Platz finden. Die Stiftung ist dafür auf finanzielle Unterstützung angewiesen.
Wildegg Im Jahr 2022 bot sich ProSpecieRara eine einmalige Gelegenheit: Die Stiftung konnte die Liegenschaft Felsberg im September 2022 zu einem partnerschaftlichen Preis erwerben. Der neue Standort bietet die einzigartige Möglichkeit, einen langfristigen Vielfaltsort zu schaffen – sowohl für das landwirtschaftliche als auch für ein gärtnerisches Umfeld. Vom Felsberg aus kann sich ProSpecieRara ab Anfang 2025 noch wirkungsvoller für die seltenen Sorten und Rassen einsetzen.
Der Felsberg liegt in unmittelbarer Nähe zum bestehenden ProSpecieRara-Schaugarten auf Schloss Wildegg, wo seltene, aber einfach zu vermehrende Gemüse- und Ackerpflanzen gezeigt werden und zur ProSpecieRara-Samengärtnerei, die sich seit 2019 um die Vermehrung anspruchsvoller Gemüse- und Zierpflanzenarten kümmert. Auf dem Felsberg liegt der Fokus auf Kulturen wie Beeren, Obst, Weiden und Zierpflanzen – besonders gefährdete Sorten können vor Ort abgesichert werden. Durch die Nähe der drei Standorte lassen sich verschiedene Arbeiten wie Vermehrung, Degustation und Sortenvergleiche besser miteinander kombinieren. Da es in unmittelbarer Nachbarschaft landwirtschaftliche Produktionsbetriebe gibt, die schon jetzt in Kontakt mit ProSpecieRara stehen, können in Zukunft auch hier neue und zukunftsweisende Kooperationen entstehen.
Die Finanzierung des Grundstückskaufs wurde vorwiegend durch Legate möglich, die ProSpecieRara in vergangenen Jahren erhalten hat. «Den Umbau der beiden Wohnungen des Haupthauses für den Bürobetrieb können wir noch selber stemmen», erläutert Philippe Ammann, Verantwortlicher für den neuen Hauptsitz. Für den Umbau der Nebengebäude sei ProSpecieRara aber auf finanzielle Unterstützung von Stiftungen und Privatpersonen angewiesen. Dort sollen die neue Samenbibliothek als zentrale Absicherung von über 1'700 Gemüse und Zierpflanzensorten ein Zuhause finden sowie eine neue Kursinfrastruktur entstehen. Auch für die Umgestaltung der Aussenflächen, auf denen aktiv Sorten und Rassen abgesichert und vermehrt werden sollen, sei die Finanzierung noch ungewiss. «Zurzeit setzen wir als Stiftung alles daran, diese Gelder zu finden», sagt Ammann.
Das geplante Kurszentrum mit eigenem, praktischem Schulungsraum ermöglicht es ProSpecieRara, mehr eigene Kurse vor Ort anzubieten. Auf dem Aussengelände können gezielt Pflanzungen vorgenommen werden, die Kursinhalte praxisbezogen erlebbar machen. Brut und Aufzucht in der geplanten Geflügelhaltung vor Ort werden dabei helfen, seltene Geflügelrassen bekannt zu machen und zu fördern. In Wildegg entsteht ein Vielfaltsort, von wo aus Wissen über die seltenen Sorten und Rassen weiterverbreitet und multipliziert werden kann.
Im Dezember 1982 wurde die Stiftung ProSpecieRara von ein paar wenigen Enthusiasten rund um H.P. Grünenfelder gegründet. Sitz der Stiftung war damals St. Gallen. Nach weiteren Stationen in Kölliken/AG und dem Büro in Aarau mit Samenarchiv im Luftschutzkeller folgte Ende 2012 der Umzug in die Büros in den Merian Gärten bei Basel mit klimatisierter Samenbibliothek, Schau- und Muttergärten mit ProSpecieRara-Sorten und seltenen Schaf- und Geflügelrassen vor Ort. Anfang 2025 steht dann der Umzug auf den Felsberg in Wildegg an.
Noch vor zehn Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass ProSpecieRara mit dem Erwerb des Felsbergs eine Verpflichtung von solcher Tragweite eingegangen wäre. Zum heutigen Entwicklungsstand der Stiftung passt es jedoch. Der Schutz und die Förderung der Biodiversität ist eine gesellschaftliche Aufgabe – unsere Zukunft ist unmittelbar mit dem Zustand der Biodiversität verbunden. ProSpecieRara befindet sich inmitten dieses schicksalhaften Prozesses. «Geht es um die Entwicklung von Biodiversitätsinitiativen oder von Züchtungsstrategien zur Sicherung unserer Ernährung, geht es um Patente auf Leben und die Umsetzung der Klimagerechtigkeit – überall ist unsere Meinung gefragt und wir müssen Stellung beziehen», sagt Geschäftsleiter Béla Bartha. «Ein untrügerisches Zeichen, dass ProSpecieRara heute erwachsener ist – und zum Erwachsensein passt das eigene Zuhause.»
ProSpecieRara zügelt den Hauptsitz von Basel nach Wildegg und erhält dort neue Möglichkeiten, ProSpecieRara ist und bleibt aber vor allem ein gemeinsames Engagement, ein Netzwerk, das aus über 4'400 Menschen besteht und bestehen muss. So können Sortenvergleiche nicht nur am Hauptsitz gemacht werden, jede Sorte soll möglichst an drei verschiedenen Standorten abgesichert sein und bei der Rassezucht ist das neue Geflügelzentrum nur ein Element der Erhaltungszucht. «Die ehrenamtlich tätigen Sortenbetreuer/innen, die in ihren privaten Gärten Saatgutvermehrungen machen, auf ihren Flächen seltene Stauden, Sträucher und Bäume pflegen und die unzähligen Menschen, welche seltene Rassen halten und züchten, bleiben das Kernstück unserer Erhaltungsarbeit», betont Béla Bartha.
pd
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