Mütter- und Väterberatung: «Es ist wichtig, sich Hilfe zu holen»

Zofingen In den ersten Tagen und Wochen mit einem Baby kann oft noch die Hilfe und der Rat einer Hebamme beansprucht werden. Was eventuell weniger bekannt ist, ist die gesetzlich verankerte Mütter- und Väterberatung. Diese muss nämlich von jeder Gemeinde zur Verfügung gestellt werden. Bis zum vollendeten 5. Lebensjahr des Kindes sollen Eltern und Erziehungsberechtigte von einem professionellen Leistungsangebot profitieren können. Festgelegt ist auch, dass dieses Angebot niederschwellig und kostenlos ist. Der Regionalverband «zofingenregio» bietet ebendiese Mütter- und Väterberatung an. Ein Team aus sechs ausgebildeten Fachfrauen – allesamt ursprünglich aus dem Pflegebereich kommend und somit bestens ausgestattet – berät Eltern aus 14 dieser Gemeinden zu den Themen Stillen, Ernährung, Beruhigen und Schlafen, Entwicklung, Erziehung sowie Gesundheit und Prävention.

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Susanne Breitenstein ist selbst als Beraterin und Teamleiterin in Zofingen tätig – dies mittlerweile seit 14 Jahren. Wie es im Wandel der Zeit üblich ist, haben sich auch bei der Mütter- und Väterberatung einige Veränderungen bemerkbar gemacht. Bis vor einigen Jahren seien vor allem die monatlichen Gewichts- und Grössekontrollen im ersten Lebensjahr üblich gewesen. Dabei ging es vorwiegend um Fragen zur Beikost oder dem aktuellen Wachstum. Heute seien die Fragen viel punktueller und persönlicher, erläutert Susanne Breitenstein. «Wir probieren natürlich immer à jour zu bleiben», erklärt die Beraterin. Seit Mai laufe auch eine Klienten-Umfrage, um die Bedürfnisse der Eltern zu erfassen und dementsprechend umzusetzen. Seit letztem Jahr sei es deshalb auch möglich, sich für die Termine direkt online anzumelden. Somit gestaltet sich die Auswahl der verfügbaren Termine an den Beratungsorten flexibler.

Nebst den Sprechstunden kann auch die Telefonberatung in Anspruch genommen werden. Jeden Morgen wird diese drei Stunden lang bedient. Durch das Klientenerfassungssystem sind Informationen zur Familie beziehungsweise zum Kind ersichtlich und die Beraterin weiss, was bei der letzten Sprechstunde besprochen wurde. «Wir informieren die Eltern auch gerne darüber, dass wir aus dem Pflegebereich kommen. Gerade jetzt, wo die Erkältungen wieder zunehmen und die Arztpraxen sowie die Notfälle überfüllt sind, kann man sich auch bei uns melden», betont Breitenstein. So können Tipps gegeben und Sicherheit vermittelt werden, sollte der Gang zum Kinderarzt nicht nötig sein.

Schlaf und Erziehung

Im vergangenen Jahr konnte die Mütter- und Väterberatung rund 2500 Sprechstunden in den Beratungsstellen und eine etwa gleich hohe Anzahl an Telefon- und E-Mail Beratungen verzeichnen.

Doch zu welchen Themen wird denn am meisten Rat gesucht? Susanne Breitenstein erklärt, dass es einerseits viele konkrete Fragen zur Ernährung gebe, zum Übergang vom Stillen oder Schoppen zu fester Nahrung. Oder auch zum Schlafen, sei es das Einschlafen oder Aufwachen in der Nacht. «Es ist wichtig, sich Hilfe zu holen, denn es ist schwierig, wenn man nicht schlafen kann; das ist einfach für niemanden gut», meint Breitenstein und ergänzt: «In der heutigen Zeit – das liegt auch an den sozialen Medien – haben viele Menschen das Gefühl, die einzigen zu sein, die Probleme haben. Das Bild gegen aussen wird immer anders gezeichnet, als es wirklich ist. Dann ist die Hemmschwelle, sich zu melden, grösser, auch weil viele das Gefühl haben, etwas falsch zu machen.» Fragen zur Erziehung kämen ebenfalls öfters vor. «Auch da begleiten wir die Menschen sehr gerne und probieren herauszufinden, was der Familie am besten hilft. Uns ist wichtig, nicht irgendwelche Patentrezepte bezüglich Erziehung zu geben. Es passt nicht alles für alle Familien gleich gut. Darum ist die individuelle Beratung so wichtig.»

Von Gemma Chillà