Regula Neeser
"Nur nichts tun ist falsch": Die Präsidentin des Samaritervereins Schöftland im Interview
Jeweils am ersten Dienstag des Monats kommen die Männer der Fröschechuchi Muhen zusammen, um gemeinsam zu kochen und einen gemütlichen Abend zu verbringen. Ich war für eine Reportage eingeladen, die zu Recht «genussvoll» ausfällt.
Muhen Viele Köche verderben den Brei, sagt der Volksmund. Dass dieses Sprichwort auf die Fröschechuchi Muhen definitiv nicht zutrifft, kann ich nach meinem Besuch beim Männerkochklub in Muhen am Dienstagabend der Vorwoche voll und ganz bestätigen. Die Begrüssung fällt sehr herzlich aus und ich fühle mich sofort wohl in der aufgestellten Truppe. Von den 14 Mitgliedern sind an diesem Abend zehn anwesend. Das per Mail angekündigte Menü des Abends «Piacevole Italia» mit den wohlklingenden Namen der einzelnen Speisen liess mir schon im Vorfeld das Wasser im Mund zusammenlaufen und ich bin freudig gespannt, was mich erwartet.
Zum Auftakt gibt es Tagliere da Aperitivo, eine Aperitifplatte mit Salami und Schinken von Felino, hauchdünnem Coppa piacentina und Grissini, begleitet von San Gimignano, einem herrlichen toskanischen Weisswein. Rolf, der das Menü des Abends zusammen mit Bruno erstellt hat, brachte diese Spezialitäten direkt aus Italien mit. Er wohnt in Mendrisio und hat alle Zutaten bei unserem südlichen Nachbarn besorgt. Beim Geniessen des Aperitifs gibt Bruno den Kameraden noch letzte Instruktionen zum Kochen der weiteren Speisen, bevor man sich ans Werk macht.
An der jährlichen GV wird bestimmt, wer an welchem Abend das Menü zusammenstellt und einkauft, wie ich erfahre. Das passiert meist zu zweit. Die beiden Chefköche des Abends schreiben das Menü, kochen es zuhause vorgängig zur Probe und besorgen auch alle Zutaten für ihren Kochabend, den sie dann auch mit den anderen koordinieren. So kommt während des Jahres jedes der 14 Mitglieder zum Zuge und kann mal etwas Neues ausprobieren. Zwischendurch steht auch mal einfache und bewährte Kost auf dem Plan. Es gibt viele feine Sachen, die im Laufe der gut 28-jährigen Vereinsgeschichte immer wieder mal gekocht wurden.
Meistens ist je eine Gruppe für Vorspeise, Hauptgänge und Dessert zuständig. Es kam auch schon mal vor, dass jede Gruppe das ganze Menü gekocht hat und die verschiedenen Varianten auf dem Teller dann ganz spannend waren. Die Männer der Fröschechuchi sind dankbar und schätzen es sehr, dass sie seit vielen Jahren für ihre Kochabende die Schulküche von Muhen mit deren Ausstattung benutzen dürfen.
Die Vorspeise besteht aus Lingua di Vitello in salsa verde, also dünn geschnittene gekochte Rinderzunge mit grüner Sauce, und Pane. Dazu passt der ebenfalls aus der Toskana stammende Chianti Classico perfekt. Dabei vernehme ich, dass die Fröschechuchi keine Mitgliederprobleme kennt. Im Gegenteil: Es gibt eine Warteliste. Doch ist mit 14 Mitgliedern für vier Kochinseln das Maximum der Fröschechuchi erreicht, mehr macht keinen Sinn. Die geringe Fluktuation spricht für den Verein und einige sind seit über 20 Jahren mit dabei. Zwei Mitglieder reisen sogar jeweils von weither an – aus Mendrisio und aus Bönigen bei Thun – und übernachten dann meistens bei Freunden. Ich spüre eine gute Kameradschaft unter den Männern und die eine oder andere Frotzelei darf natürlich auch nicht fehlen. Ein Tabuthema gibt es allerdings: die Politik. Manchmal driftet man beim Diskutieren ins hitzigere Politisieren ab. Dann sagt einer «stopp». Das ist so abgemacht und hat sich über die Jahre bewährt.
Als Primo Piatto gibt es Spaghettini all acqua di limone. Das Besondere daran ist, dass das Wasser laufend dazu gegossen wird und so die Stärke der Pasta in der Sauce erhalten bleibt. Ich erfahre, dass jedes Mitglied pro Abend 50 Franken einzahlt. Was übrig bleibt, geht in die Reisekasse oder wird in neue Utensilien investiert. Apropos Reisen: Jedes Jahr machen die Mitglieder eine mehrtägige Reise innerhalb der Schweiz oder im grenznahen Ausland. Dabei steht immer das Kulinarische im Vordergrund. Letztes Jahr ergab sich eine unvergessliche Schottlandreise, die vollumfänglich aus der Vereinskasse finanziert werden konnte.
Geld in die Vereinskasse spülen auch gelegentliche öffentliche Kochevents wie etwa für den Turnverein oder den Gemeinderat kochen und natürlich ist die Fröschechuchi auch beim Jugendfest Muhen immer mit von der Partie. Ein Dorf lebe von seinen Vereinen, betont Roger, der seit zwei Jahren Präsident ist, in Muhen viele Kontakte pflegt und die Kochevents organisiert. «Wir haben auch immer wieder Anfragen, ob wir kochen kommen. Wir müssen allerdings die Events abwägen, da wir einerseits nicht mehr die Jüngsten sind und wir uns auch die Freude sowie den Spass am Kochen erhalten wollen», hält der Präsident fest.
Dem Hauptgang Spiedini di pollo con salsa alla paprika, also zarten Pouletspiessli mit einer echt gelungenen Paprikasauce und Reis, folgen noch Kaffee, Limoncello und Cantucci zum Dessert. Ich durfte einen lässigen und leckeren Abend bei den Männern der Fröschechuchi Muhen verbringen. Es hat grossen Spass gemacht. Dafür ein herzliches «merci vielmol» von mir.
Von Olivier Diethelm
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