Ein persönlicher Gewinn
Spannder Anlass «Gesund & freiwillig – warum Freiwilligenarbeit auch mir selbst gut tut»
Die Zürcher Journalistin und Autorin Silvia Aeschbach (rechts) erzählte auf unterhaltsame Weise von ihren persönlichen Erfahrungen mit dem Älterwerden. Elke Müller las lebhaft aus den «Älterwerden»-Büchern der Autorin vor.
Bild: Olivier Diethelm
Als Teil der Aktionstage Psychische Gesundheit im Kanton Aargau fand letzten Samstag im kuk Aarau eine Veranstaltung unter dem Motto «Älterwerden ist nichts für Feiglinge» statt. Das Highlight war der Besuch der Zürcher Journalistin und Autorin Silvia Aeschbach. Sie war eine der ersten, welche dieses Thema aus Frauensicht beleuchtete und damit ein gesellschaftliches Tabu brach.
Aarau Pro Senectute Aargau, die Reformierte und Römisch-Katholische Landeskirchen sowie das Departement Gesundheit und Soziales Kanton Aargau luden letzten Samstag im Kultur & Kongresshaus Aarau zum «Tag der älteren Menschen» ein. Neben verschiedenen Marktständen, welche den Besuchenden Informationen zu Angeboten und Organisationen rund ums Alter(n) im Kanton Aargau boten, war der Besuch der Zürcher Journalistin und Buchautorin Silvia Aeschbach, begleitet von ihrer Freundin und Leserin Elke Müller, das Highlight der Veranstaltung im voll besetzten Saal 1.
Nach der Begrüssung von Kerstin Bonk von der Reformierten Landeskirche Aargau ergriff Stephan Campi, Generalsekretär Dep. Gesundheit und Soziales Kanton Aargau, das Wort. Das subjektive Gefühl des Altseins habe sich gemäss einer Studie weit nach hinten auf 80 Jahre verschoben, dies auch dank dem heutigen Gesundheitswesen, so Campi und erzählte von einem Plädoyer des Philosophen und Publizisten Ludwig Hasler, der fragte, was denn im Alter glücklich mache.
Es sei dies, etwas zu bewegen, sich für die Gesellschaft zu engagieren sowie am Leben von anderen mitzuwirken und teilzuhaben, zum Beispiel bei der Pro Senecute. Das Alter sei nicht eine Phase des Rückzugs, sondern eine Neugestaltung des Lebens mit Verantwortung. Hier drin sähe Hasler die grösste Würde des Alterns, betonte der Generalsekretär.
Bevor die Buchautorin selber zu Wort kam, wurde sie und ihre Arbeit von Kerstin Bonk vorgestellt. Silvia Aeschbach widmet sich schon seit einigen Jahren dem Thema «Älterwerden» und hat dazu mittlerweile mehrere Bestseller-Bücher verfasst. Über das Älterwerden aus der Perspektive einer Frau zu sprechen und ehrlich sowie unterhaltsam darüber zu schreiben war 2016 etwas Neues, was den Nerv der Zeit voll traf.
Ihr Buch «Älter werden für Anfängerinnen: Willkommen im Klub» war über 44 Wochen auf der Schweizer Sachbuch Bestsellerliste. Darin beschreibt die Autorin sehr persönlich und augenzwinkernd, wie sie Mitte 50 die Jahre des Umbruchs erlebt hat und lässt in Porträts dreizehn weitere Frauen zwischen Anfang vierzig und Anfang siebzig zu Wort kommen. Es ist ein sehr lebensbejahendes Buch und zeigt positive Beispiele des Älterwerdens auf.
Das 2017 erschienene Buch «Älterwerden für Anfänger: Willkommen im Klub zum Zweiten» widmet sich den Männern. Und in «Jetzt erst recht: Älterwerden für Anfängerinnen 2.0» von 2022 kommen unter anderem Frauen vom ersten Buch zu Wort, die erzählen, wie es ihnen inzwischen ergangen ist. Der Erfolg dieser Bücher zeigt, dass sich viele in den Schilderungen wiedergefunden und gemerkt haben, dass sie mit ihren Erfahrungen nicht alleine sind und es anderen genauso geht.
Die Bücher von Silvia Aeschbach trauen sich, das Älterwerden aus dem Schattendasein zu holen und diesen Prozess, der alle betrifft, sicht- und hörbar zu machen. Sie ermutigen, sich von veralteten gesellschaftlichen Vorstellungen und Vorgaben des Älterwerdens zu lösen und den eigenen, Weg zu gehen, der einem gut tut.
So laute der Titel ihres allerersten Buchs von 2014 über Panikattacken, welches sie nach monatelangem Mobbing im Job als Journalistin und den darauffolgenden Selbstzweifeln für sich selber geschrieben habe, schilderte Silvia Aeschbach. Darin erzähle sie von verschiedenen Erlebnissen aus ihrem Leben, wo Ängste und Panikattacken aufgekommen seien, unter anderem an einer internationalen Pressekonferenz in London, als Leonardo di Caprio einen neuen Film promotete.
«Wir Journalisten mussten in einem schlecht belüfteten Kabuff ohne etwas zu trinken warten, bis wir für ein Roundtable-Interview mit Di Caprio an der Reihe waren. Als dann meine Sechsergruppe dran war, bekam ich beim Eintreten in den Interview-Raum eine Panikattacke und wurde ohnmächtig. Als ich wieder zu mir kam, war Leonardos Gesicht direkt vor meinem und ich blickte in diese blauen Augen. Er frage mich, ob ich okay sei und ich dachte, oh Gott, ich bin im Himmel», erzählte die Autorin mit einem Lachen.
Die Panikattacke war natürlich nicht Di Caprios Schuld und so sei es zum Titel dieses Buches gekommen, das dann auf Platz 1 der Schweizer Sachbuchbestsellerliste landete. Dieser Erfolg habe ihr gut getan und sie auch ermutigt, das erste der «Älterwerden»-Bücher zu schreiben, welches ebenfalls ein Bestseller wurde.
Für ein anderes Buch «Glück ist deine Entscheidung» interviewte Silvia Aeschbach Leute im hohen Alter. Sie fragte diese, was ihnen geholfen hätte, über Schicksalsschläge wie etwa den Tod geliebter Menschen hinwegzukommen. Es seien unter anderem persönliche Leidenschaften, die ein Leben lang gepflegt wurden und die einem niemand wegnehmen kann.
So habe eine Frau bis 100 gerne Golf gespielt oder ein älterer Herr, dessen Frau dement wurde, entdeckte wieder seine Passion für die Rosenzucht und klassische Musik. Man sollte möglichst nie vergessen, was der eigenen Seele Nahrung gebe, dies auch ganz unabhängig vom Alter.
Das Publikum kam in den Genuss dreier von Elke Müller lebhaft vorgelesenen Buchkapitel, die von Silvia Aeschbach kommentiert wurden. Es war eine sehr unterhaltsame Darbietung mit viel Humor.
Silvia Aeschbachs Bücher sind unter anderem beim Wörterseh Verlag erhältlich.
Von Olivier Diethelm
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